Warum sind alle Deutschen dauerdepressiv?Oder fast alle.

Nun habe ich eine Antwort,die plausibel klingt.
Weil jedeR von den eigenen Gedanken und Saetzen und Kontaktpersonen genervt wird. Warum nervt den Sprechenden und Hoerenden jeder Satz?
Weil der Ablauf der erwachsenen-Kommunikation so(=Falsch)verlaeuft: X und Y
X sagt was. Y denkt darueber nach und formuliert die Antwort diese wird an den Mund weitergegeben.Aber waehrend dieser Datenuebertragung wird der Text ueberabeitet zerlegt.
1 Der Text
2 Die Beziehung zum Menschen.
Beispiel: Aus "Guten Morgen" (=neutraler Gruss) wird "Guten Morgen" mit unterton :"Steh endlich auf!" Und deswegen frustrieren die eigenen Worte weil sie nicht stimmen sondern 2 Gedanken ineinander gepresst werden,die als Summe falsch sind.
Beispiel:

Titel FOCUS

"Jetzt noch schnell eine Lebensversicherung?"
  • 2 Gedanken
  • a)Kauf Heft,ich biete Dir Geld
  • b)Der Titel ist die Antwort :"Nein".
  • Damit ist der Titeltext unsinnig geworden, aber wenn der Chefredakteur schreiben wuerde:"LV lohnt nicht",dann wuerde niemand das Heft mehr kaufen.
  • Das ist im Business ok,aber privat wird genauso gehandelt.
.....die Basis:
Theorie:
  • Was ist Spass und Kommunikation?
  • Mit den Impulsen zu spielen.
  • Was ist ein Impuls?
  • Was ist spielen?
  • Impuls ist jede Bewegung:Atem,Wind,Wort,Geste oder Bewegung einer Requisite.
  • Spielen ist dem Impuls eine neue Richtung zu geben und den Impuls zu verstaerken.
  • Warum ist eine Richtungsaenderung ohne Verstaerkung kein Spiel.Weil es ein Bremsen oder ein Spiegeln nur ist und damit mechanisch.

    (Gemein ist,wenn mir jemand einen Ball zuwirft und ich ihn zurueckrolle,dann beleidige ich den Werfer)
  • Wie kann fran im Alltag SpielerInnen sehen oder erleben?
  • -schriftlich
  • Sie antworten laenger als das Anschreiben
  • -sie haben am Telefon oder im Livekontakt keine Angst.
  • Geistig Behinderte haben Angst vor Kontakt,weil sie gehorchen muessen,bei einem falschen Wort wird ihnen der Pudding entzogen.
  • So ist das Wort Lebenskuenstler entstanden.Kreativ handeln statt jammern und schimpfen.
  • Leider ist das bei Erwachsenen verloren gegangen.
  • Sie haben nur noch 2 von 3 Denkmoeglichkeiten:
  • 1
  • Vorwaerts
  • 2
  • Seitwaerts
  • 3
  • Rueckwaerts
  • *
  • Was ist das?
  • 1
  • Vorwaerts:Ich lasse Wasser in die Wanne und jetzt kontrolliere ich die Temperatur.Also Gedanke,dann Handlung ist vorwaerts.
  • 2
  • Seitwaerts:Monotone Handlung,das Gehirn schaltet auf Fantasie.Das ist Seitwaertsdenken im Zug an Urlaub denken.Das ist fuer den Erwachsenen Erholung obwohl es Stress ist,da ist seine Wahrnehmung gestoert.
  • 3
  • Rueckwaerts:Angst,Depression und Gewissensbearbeitung.Eigentlich denken Erwachsene nur so,schaut Euch die Gesichter an,Kinder koennen das nicht werden durch Schlaege oder Zimmerarrest oder den "Stillen Stuhl" von "Triple P" so krank gemacht,dass sie nicht mehr vorwaerts sondern nur noch rueckwaerts denken koennen.Alle Zeutungen und Briefe von Erwachsenen sind voll davon:"Ich hoffe es geht Dir gut"="Ich Trottel habe mich vor Abreise nicht um Dich gekuemmert."(=Rueckwaerts gedacht)
  • ****
  • Jammern und Schimpfen(Teller putt) ist rueckwaerts und macht krank und was hat der Teller davon,wenn er noch die Galle mit in den Tod reisst.
  • ****
  • Schlaege,Strafe und Triple P sind ganz tolle Sachen sagen die Rueckwaertsdenker.Was geht ab? Kind sagt zu Elti:"Ochse." (statt zum Onkel).
  • Vater setzt Kind auf stillen Stuhl(in Besenkammer,Schlaege,Ohrfeige,Fernsehverbot etc).Was geht nun ab im Kind.
  • Kind denkt,das Wort "ochs" zu sagen,war falsch,Kind sagt,das Wort sage ich nicht mehr.Und alle Gestoerten sagen es ist nun alles in Ordnung.Nein,der Krieg beginnt.Wie und warum?
  • Das Kind ist nicht nach Hause gekommen und hat bestimmt nicht mit dem "Ochsen" das Gespraech begonnen.Also gab es Streit vorher und das Kind aus der Sicht eines Erwachsenen ist angegriffen worden und hat sich wie jeder Christ mit einem Schimpfwort gewehrt,das was die Eltis taeglich tun,ungeahndet.Das Kind macht nach,was die Eltis taeglich machen und wird bestraft.Und nun beginnt das Kind nachzudenken.Nicht so wie ich entspannt,aber so in der Richtung:"Wenn Elti mich nicht spielen laesst,da sagt niemand was,aber wenn ich einmal laut werde,nur ich allein werde bestraft.Das ist ungerecht.Das verstehe ich nicht.Warum ist das so?Was mache ich,wenn Elti mich wieder straft?Das ist nicht gut,ich werde in Zukunft den Elti nicht mehr anmeckern.Was mache ich,wenn der Elti unfair ist?Es hinnehmen.Aber dann habe ich ein Problem,das berede ich mit meiner Puppe und die schreit mich nicht an." Und schon lernt das Kind seitwaerts denken. Und Rueckwaerts,denn es rollt im Kopf die Tat und davor auf.Jetzt rufen unserer Lehreris:Das ist doch gut,das nennen wir Reflektion.Das Ergebnis ist ausser Depression nach der Strafe und bei der Strafe eine Beschneidung der Rechte und das soll positiv sein.Quatsch.
  • Kind lernt?Quatsch.Gespraech mit Chef,Chef widerspricht,Chef muss in Besenkammer,nein nicht doch Leute.Wie haette das Kind wirklich etwas lernen koennen?Wenn Elti sieht,weil Elti ist ein Elti ,weil Elti hat Ueberblick und Kompetenz,dass der uebernaechste Satz vom Nachwuchs ein "Ochs" sein koennte,dann aendert Elti das Gespraech,erklaert es allen am Tisch und das Kind wird das Wort "Ochs" nicht aussprechen.Das waere Lernen.So lernt das Kind,der Elti buegelt seine Fehler mit Gewalt aus,und das ist astreines Rueckwaertsdenken.Und wird nachgemacht.Rueckwaertsdenken ist sich mit gefallenen Worten oder Taten erst nach einem Bruch zu widmen,das ist destruktiv und einfach nur katholisch.
  • ***
  • FAQ
  • Kann fran als Elti auch ohne Rueckwaertsdenken reagieren,wenn das boese Wort schon fiel?
  • -Ja.Dialog fortsetzen."Da s sagt man nicht" ist ein Bruch und eine Verhoehnung des Sprechers.
  • qed
  • Konsequenzen.
  • In jedem Dialog untern sich beide Gespraechspartner unter.Wie das geht.Der erste Mensch ordnet sich unter den zweiten Menschen unter.Und nun.Nun schlaegt der Angesprochene,muss er,weil der Andere schwach ist,also von oben,aber unter dem Anderen zu.Und das wiederholt der erste Mensch,dann der zweite Mensch,so ist es fast ein faires Gemetzel.
  • Ein Beispiel.
  • Herr Mueller
  • "Guten Tag"
  • Der Sklave gruesst den Herren=von unten.
  • Herr Bayer
  • "Guten Tag."
  • Oben und unten.drauf ist es,weil Satzwiederholung aggressiv ist,und von unten ist es,also hoeflich,also Sklave.Deswegen ist deutsch so schwer.Das war ein Witz Mensch.
  • "Wie geht es Ihnen?"
  • Oben und unten,wie der restliche Dialog sein muss.Oben?Weil ich frage Dich,Du muss Info liefern.Unten?Ich folge den Hoeflichkeitsgesetzen.
  • "Danke der Nachfrage und Ihnen?"
  • Oben und unten.Oben?Ich sag Dir nix.Unten?Beantworte auch meine naechste Frage,denn schliesslich gestalte ich das Gespraech.
  • etc.
  • Selbst zuhoeren.
(PS:Bemerken Sie im Gespraech die ansteigende Aggressivitaet?)








Theaterverein Hessisch-Bayrisches SchauSpiel









Was fran in Deutschland alles Kindern antun darf.

aus der ZEIT...soll GUT gemeint sein.....
DIE ZEIT 44/2004 Erziehen üben! Kinder quengeln, trampeln, toben und rauben ihren Müttern und Vätern den letzten Nerv. Die schreien, schimpfen, drohen und - sind ratlos. In Seminaren sollen Eltern jetzt lernen, mit dem Nachwuchs fertig zu werden. Ein Frontbericht Von Iris Mainka Abends kurz nach neun kommt Jette zu neuen Kräften. Gerade hat die blonde Kleine ein schönes Spiel entdeckt. Es ist das Hin-und-Her-über-den-Tisch-laufen-Spiel. Dabei umkurvt sie die Rotweingläser geschickt wie eine Katze. Jette ist eineinhalb. Ihr großer Bruder Nick, 6, liegt seit ein paar Minuten im Bett. Jette stürzt sich in Papas Arme, dann wieder auf Mamas Schoß. Unterdessen erzählen die Eltern, dass sie einmal recht starke Nerven hatten. Früher. Jetzt suchen sie Hilfe. Die beiden nehmen an einem Erziehungskurs teil. Verena K. ist von Beruf Sozialpädagogin, attraktiv, wortgewandt, 36 Jahre alt. Eine Frau, die ihre Meinung sagt. Ihr Mann Daniel, ein Jahr älter und studierter Betriebswirt, ist nicht weniger eloquent und scheint gleichermaßen bereit zuzuhören. Als Paar wirken die beiden wie zwei auf einem Weg. Ein Team seit langem, gewohnt, die Dinge im Gespräch zu klären. Dreizehn Jahre waren sie zusammen, als sie sich sagten: Wir nehmen ein Kind dazu. Wir nehmen es auf in unsere Zweisamkeit und nehmen es ernst. Nein, sie wollten »die Grundrechte und Bedürfnisse« ihres Kindes nicht missachten, wie es Verena K. bei ihrer Arbeit in einem sozialen Problemviertel so oft hatte mitansehen müssen. Sie wollten nicht einfach Regeln setzen, sondern erklären und überzeugen. Sie stellten sich das Leben mit Kind harmonisch und fruchtbar vor. Daniel lächelt verlegen über die Gedanken von damals, bevor ihr Sohn geboren wurde. Zwei Jahre später, erzählt er, waren sie »total aufgefressen und superunglücklich«. Die Diagnose: »Wir gehen hier vor die Hunde!« Mehr Elternzeit verordneten sie sich. Gegenwind für den kleinen Kronprinzen. »Richtig harter Wind«, sagt Daniel K. Da gab es ein kinderloses Wochenende in London. Herrlich freie Abende, denn »Nicki lag um acht im Bett«. Verena: »Ich hab ihm auch tagsüber erklärt: ›Ich mach jetzt Pause, bis der Zeiger da oben ist!‹« Das klappte nicht schlecht, zeitweise. Warum ging’s nicht so weiter? Vielleicht hatte sich am Grundsätzlichen noch zu wenig verändert. An dem Anspruch, alles zu diskutieren und auf keinen Fall autoritär zu erziehen. Vielleicht war es auch einfach der Stress mit dem neuen Baby, mit Jette, der manchen richtigen Ansatz wieder über den Haufen warf. Ihr Problem jedenfalls glauben die beiden genau zu kennen: »Wir müssen unsere eigenen Interessen als Eltern wahrnehmen und durchsetzen!« Aber wie macht man das? Wie bleibt man konsequent? Kinder brauchen Grenzen, klar. Aber wie setzt man diese Grenzen? Wo? Und wann? Oder ganz konkret: Wie schafft man es, dass der kleine Sohn, der oberschlaue Argumentierer, nicht während des Essens mit dem Ball gegen die Wand kickt? Nicht redet und redet, um Papas Aufmerksamkeit zu pachten? Dass der Sechsjährige sich nicht zum Familienchef aufspielen darf, aber dennoch ernst genommen wird? »Step – Systematisches Training für Eltern« – der Aushang im Kindergarten klang gut und kam zur rechten Zeit. Da stand was von »kooperativem, stressfreierem Zusammenleben in der Familie«, von einer »dauerhaften und starken Beziehung« mit den Kindern. Und nachdem sie schon in Eigenregie das eine oder andere vermeintliche Patentrezept probiert hatten, ohne Erfolg, waren Verena und Daniel K. reif für den Elternkurs. Bei Silke Hendricks liegt die Sache anders. Kinder hat sie nicht, doch auch sie war, mit ihren über 50 Jahren, bereit für einen Elternkurs – als Trainerin. Nach langen Jahren im Schuldienst hatte die ehemalige Lehrerin aus Hamburg-Blankenese begonnen, sich stundenweise um einzelne Schüler zu kümmern, um deren Probleme mit dem Lernen, dem Leben. »Es gibt ja eine Menge schlauer Kinder, die in der Schule trotzdem nicht zeigen, was sie können.« Immmer wieder war sie dabei an Grenzen gestoßen. Wie soll sich was bessern, fragte sie sich, wenn die Eltern weitermachen wie bisher? Ihren Kindern nicht zuhören? Es an Zeit und Unterstützung fehlen lassen? Oder, im Gegenteil, ihnen jede Hürde aus dem Weg räumen? Ihnen zu wenig zutrauen? Und wo war der passende Rahmen, um die Mütter und Väter auf ihr Verhalten anzusprechen? Sie als Lehrerin sollte ja nur dafür sorgen, dass das Kind funktionierte, gute Noten schrieb. Was sie darüber hinaus wahrnahm, ging sie offiziell nichts an: etwa ein dauernd gereizter Umgangston in der Familie, oder lähmende Nichtkommunikation; Streit der Eltern, auch in Erziehungsfragen – das ganze seelische Unterholz und interne Beziehungsdickicht. Also entschied sie: Ich muss an die Eltern ran. Vor zwei Jahren lernte Silke Hendricks Step kennen. Die vier Buchstaben stehen für »Systematic Training for Effective Parenting«. Das Konzept stammt aus den USA, wo es schon seit über 20 Jahren erfolgreich propagiert wird. Erziehen üben. An diesem Ort, in einem hellen, kiefernholzgetäfelten Raum im ersten Stock des Gemeindehauses in Hamburg-Sülldorf, soll das gelingen. Silke Hendricks, die Trainerin, hat wie jeden Donnerstag um 20 Uhr den Videorekorder mitgebracht, die Lehrkassetten auf dem Tisch sortiert. Es ist der achte von insgesamt zehn zweistündigen Step-Abenden. Diesmal nehmen nur fünf Mütter ihre Plätze im Halbkreis ein, ein wenig abgehetzt kommen sie, in spielplatztauglicher Kleidung, sie reden vertraut und lebhaft miteinander. Herr S. wird sich verspäten, Herr H. musste absagen, weil die Kinder krank sind. Atmosphärisch erinnert das Ganze an einen mäßig besuchten Elternabend am Gymnasium. Aber das, was dort meist ausgeklammert wird, steht hier im Mittelpunkt: das ganz private Erziehungsdrama. Die Kämpfe mit Paula, der Vierjährigen, die eifersüchtig ihren kleinen Brüder gängelt und auch im Kindergarten andere haut. Die Schwierigkeiten mit Leon, mit Luca, mit Marie… Wer hierher kommt, kann die schöne Fassade beiseite lassen, er darf ratlos sein, auch verzweifelt. »Was haben Sie an Neuem ausprobiert in der vergangenen Woche?«, fragt Silke Hendricks mit sanften, überlegten Worten, man kann sich vorstellen, wie sie früher vor der Klasse stand und freundlich fragte: Wer möchte seine Hausaufgaben vorlesen? Verena K. traut sich, erzählt davon, wie sie neulich abends alle vier auf dem Sofa saßen, »Bettbuch lesen« war angesagt, aber Nicki drehte auf, turnte herum, spielte den Kaspar. »Du hast die Wahl: Entweder du kommst jetzt und hörst ruhig zu, oder du gehst gleich ins Bett!« Darauf der Sechsjährige: »Wo ist denn da meine Wahl? Das ist doch schon wieder Step, das find ich total blöd!« Alle lachen. Auch Verena und Daniel K. mussten an jenem Abend lachen über ihren Sohn; vor Wochen schon hatten sie ihm erklärt, sie machten jetzt einen Kursus, »damit wir uns hier weniger streiten«. Immerhin, ein halber Erfolg war zu verbuchen. Zwar wurde gelesen, aber kürzer als geplant. Kurz nach neun lag der Junge im Bett. Beifälliges Murmeln in der Runde. »Na ja«, sagt Paulas Mutter, »das ist wohl so ’n Plietscher, der euch den Spiegel vorhält, aber ihr müsst es dann eben durchziehen! Sanfter Druck ist doch okay!« – »Genau, Grenzen setzen! Nicht nur reden, sondern handeln!« Silke Hendricks nickt ermutigend. Aber Verena K. ist nicht beruhigt. »Ich hätte lieber Nickis Absolution – also dass er’s einsieht und sagt: Du hast ja Recht!« Ein Seufzer geht durch den Raum, und er besagt: Ach, wenn das alles im Alltag, unter Zeitdruck zwischen Arbeiten, Einkaufen, Wäschewaschen, Putzen, Hausaufgaben nur nicht so schwer wäre… Dieses »Wahlmöglichkeiten geben«; das Nachdenken darüber, welches Ziel ein Kind mit seinem Verhalten verfolgt; das »aktive Zuhören«, das »Ermutigen«, anstatt zu loben; das geduldige »Erforschen von Alternativen«. Das sind nur einige der Handlungsoptionen, die Step empfiehlt. Sätze wie: Hast du schon wieder…; Kannst du nicht endlich mal…; Immer machst du…; Wenn du nicht… – Sätze, die man ebenso oft wie erfolglos auf seine Kinder niederregnen lässt, gehören nicht in den virtuellen Koffer, den vorbildliche Eltern nach Auffassung der Step-Leute bereithalten sollten. Dieser Koffer enthält im Übrigen ein Handwerkszeug, das sich für jede Art zwischenmenschlicher Beziehung eignet. Und manches kommt einem aus anderen Zusammenhängen bekannt vor. Kindererziehung nach Lehrbuch scheint gar nicht so anders zu funktionieren als, sagen wir, modernes Konfliktmanagement in der Chefetage. Step ist nur eines von vielen Erziehungshilfe-Angeboten, die seit einigen Jahren in Deutschland Karriere machen. Langsam wird die Lage unübersichtlich für hilfesuchende Eltern: Neben Step findet zunehmend »Triple P«, das »Positive Parenting Program« Interesse. Der Deutsche Kinderschutzbund wirbt allerorten für »Starke Eltern – starke Kinder«; es gibt aus Mühltal bei Darmstadt »PEP4Kids«, in Viersen am Niederrhein sogar einen »Erziehungsführerschein«. Der Markt für Elternkurse mit allerlei fantasievollen Namen boomt, und er täte das nicht, gäbe es keinen Bedarf. Irgendwo auf dem Weg von autoritären Traditionen hin zu demokratischen Erziehungsidealen scheint deutschen Eltern der selbstverständliche Umgang mit ihren Kindern abhanden gekommen und direkt durch Schuldgefühle und ein dauernd schlechtes Gewissen ersetzt worden zu sein. Es fehlen die Vorbilder, die allgemein anerkannten Institutionen, die noch für verbindliche Leitlinien sorgen könnten. Überforderung, wohin man sieht: Eine pluralistische Gesellschaft, in der jeder an seiner individuellen Lebensführung basteln darf, aber auch muss, in der schon der nächste Nachbar nach anderen Regeln lebt als den eigenen, erzeugt Unsicherheit und Zweifel. Gerade Eltern, die sich nach Kräften bemühen, ihre Kinder auf ein Leben in dieser Gesellschaft vorzubereiten, müssen ihre vermeintlichen Gewissheiten immer neu infrage stellen lassen – und verteidigen. Das ist anstrengend. Besonders nachts um zwei, wenn das süße, möglichst konsequent zu erziehende Wesen kreischt, es könne ohne Mama als Kuscheltier nicht weiterschlafen. Oder morgens um sieben, wenn der Kampf ums gesunde Schulbrot tobt, weil Lenni von nebenan immer Fruchtzwerge in der Pause isst. Oder nachmittags um vier, wenn die Hausaufgaben warten, aber schon die Freundin an der Haustür klingelt. Mehr als die Hälfte der Eltern kleiner Kinder klagt über alltägliche Erziehungsprobleme. Das ergab eine aktuelle Langzeitstudie der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Auftrag des Bundesfamilienministeriums fanden die Forscher, dass 13 bis 17 Prozent der über zwei Jahre hinweg beobachteten Vorschulkinder ernsthafte Schwierigkeiten im Sozialverhalten aufwiesen, die, so ein weiteres Ergebnis, sich im Lauf der Zeit auch nicht von selbst wieder korrigierten. Vor allem die Jungen verhielten sich aggressiv, hyperaktiv und unkonzentriert, während die Mädchen eher emotionale Probleme zeigten, ängstlich und niedergeschlagen waren. Und: Es ließ sich – neben anderen sozialen und genetischen Faktoren – ein deutlicher Zusammenhang zwischen kindlichen Verhaltensproblemen und elterlichem Erziehungsverhalten feststellen. Wer seine Kinder häufig straft, wer mal so, mal anders auf Fehlverhalten reagiert oder sich schwer tut, Regeln zu setzen und durchzusetzen, schafft damit ein weiteres Risiko für kindliches Problemverhalten. Aber gibt es überhaupt klare Leitlinien für eine gelingende, das Kind in seiner Entwicklung fördernde Erziehung? »Die Erziehungsziele haben sich geändert«, sagt Klaus Hurrelmann, Professor für Sozialisations- und Gesundheitsforschung in Bielefeld. Standen früher Gehorsam und Pflichterfüllung ganz oben an, sind es heute Selbstständigkeit, Selbstvertrauen und Kreativität. So setzten nur noch knapp 20 Prozent der Eltern auf einen autoritären Erziehungsstil und glauben, dass man Kindern gegenüber Macht ausüben muss. Bis zu 50 Prozent der Eltern praktizierten das andere Extrem – oft gegen ihren eigenen Willen und mehr aus Unkenntnis denn aus Überzeugung. Sie folgen ausschließlich den Bedürfnissen der Kinder und üben wenig bis gar keinen steuernden und disziplinierenden Einfluss auf deren Persönlichkeitsentwicklung aus. Welche Eltern machen es richtig? Während sehr autoritär erzogene Kinder entweder aggressiv, gewalttätig, mit Widerstand und Wut reagieren oder sich überangepasst und unterwürfig verhalten, führt auch der permissive, alles erlaubende Stil zu Irritationen: Die große Regellosigkeit interpretieren Kinder eher als Mangel an echter Zuwendung, fühlen sich allein gelassen und entwickeln statt Selbstvertrauen und sozialem Verantwortungsbewusstsein ein übergroßes Ego. Ähnlich ineffektiv wirken Eltern, die ihre Kinder überbehüten oder sie, im Gegenteil, vernachlässigen – das seien jeweils fünf Prozent, sagt Hurrelmann. Und jedes Extrem schade, keiner dieser Erziehungsstile führe zu den von den Eltern eigentlich gewünschten Zielen Ehrlichkeit, Selbstständigkeit, soziale Verantwortlichkeit und Leistungsfähigkeit. Den größten Erfolg – und da sind sich die Forscher aus aller Welt inzwischen einig – verspricht die Mischung: ein Erziehungsstil, der die persönliche und immer neu zu rechtfertigende elterliche Autorität zurückhaltend einsetzt und einfühlsam, aber nicht übertrieben auf die kindlichen Bedürfnisse eingeht. Hurrelmann nennt das den »autoritativ-partizipativen« Erziehungsstil. Eine Mehrheit der Eltern hält ihn für richtig, aber tut sich im Familienalltag äußerst schwer damit. »Es fehlt an Vorbildern und anschaulichen Orientierungen für die Verwirklichung dieser anspruchsvollen Beziehungsform«. Hurrelmann traut derzeit nur einem Fünftel der Eltern zu, Umgangsformen und begründete Regeln sowohl partnerschaftlich als auch alters- und entwicklungsgemäß mit ihren Kindern zu praktizieren. Der Bielefelder Erziehungsforscher zählt deshalb zu den prominentesten Verfechtern von Elternseminaren und Elterntrainings. Das »magische Zieldreieck der Erziehung« mit den Eckpunkten »Anerkennung«, »Anregung« und »Anleitung« in die Tat umzusetzen setze grundlegende Fähigkeiten voraus, die eingeübt werden müssten. Denn an jedem der drei »Pole«, wie er sagt, komme es auf die richtige Dosis an. Anerkennung und Zuwendung sind unabdingbar, enden in heutigen Minifamilien jedoch schnell in distanzloser Enge. Anregungen und Angebote sind notwendig, erzeugen im Übermaß aber einen immensen Leistungsdruck – vor allem, wenn Eltern von ihren Kindern zu früh zu viel erwarten. Und das richtige Maß an Anleitung lässt sich nur auf der Basis klarer Regeln verabreichen, deren Nichteinhaltung ebenso klare Folgen hat. In diesem Sinne versprechen die genannten Trainingsprogramme, gestressten Eltern das nötige Rüstzeug für den Familienalltag zu vermitteln. Zum Beispiel die Ich-Aussagen. Laut Step-Elternhandbuch sind sie eine Methode, über Probleme zu reden, ohne Vorwürfe zu machen: »Beim Benutzen einer Ich-Aussage beschreiben Sie, was geschehen ist, was Sie fühlen und warum Sie so fühlen. Sie benutzen dabei folgende Worte: ›Wenn du nicht anrufst, bin ich besorgt, weil ich nicht weiß, wo du bist.‹« Klingt praktikabel und allemal besser, als den Spätheimkehrer mit wütenden Vorhaltungen zu bedrängen – was der sichere Weg in die Eskalation wäre. Frau S. im Sülldorfer Gemeindehaus hat es am Wochenende gleich probiert, als sich mal wieder acht Kinder zwischen drei und sechzehn ausgerechnet in ihrem Gärtchen ballten, die eigenen fünfjährigen Zwillingssöhne mittendrin. Als sie wenig später noch die Wasserpistolen rausholten, hatte Frau S. schon die Ich-Aussage parat. In der Wortwahl noch ein bisschen unbeholfen, aber mit fester, ruhiger Stimme: »Wenn ihr hier jetzt rumbolzt, fühle ich mich tierisch genervt…« Es klappte, die Horde zog ab. »Ich fand mich richtig gut«, sagt Frau S. Gelernt wird bei Step anhand von Fallbeispielen auf Video, mit dem zu Hause kapitelweise zu lesenden Handbuch und ab und zu auch im Rollenspiel. Jeder Teilnehmer zahlt 190 Euro, Partner gemeinsam 300 Euro, Ermäßigungen sind Verhandlungssache. Das Lehrmaterial ist klar strukturiert und entwickelt aus den Komponenten Respekt, Ermutigung, Kooperation und Disziplin nach und nach das ganze demokratische Erziehungsgebäude. Der jeweilige Kursleiter, sagt Silke Hendricks, die von Step seit zwei Jahren »völlig überzeugt« ist, setzt die Akzente nach Bedarf. Auch dem Austausch und dem vertiefenden Gespräch zwischen den Lerneinheiten gibt sie Raum. So kann es gehen, urteilt die Kölner Professorin Sigrid Tschöpe-Scheffler. Je mehr Anregungen und Möglichkeiten zur Selbstreflexion und Selbsterkenntnis ein Kurskonzept biete, desto besser; dies sei eines der wesentlichen Qualitätskriterien, schreibt die Sozialwissenschaftlerin in ihrem Buch Elternkurse auf dem Prüfstand. Würden die Mütter und Väter aber mit »›Erziehungsrezepten‹ oder abstrakten Informationen konfrontiert, die schnellen Erfolg versprechen, ohne dass man sich darüber groß Gedanken machen muss«, dann sei das eher problematisch. Im Idealfall vermittelt ein Elternkurs nicht nur Sachwissen über Entwicklungspsychologie, Pädagogik und deeskalierende Kommunikationstechniken. Er ermutigt Mütter und Väter auch, ihre Einstellungen zu überdenken, und lehrt sie vor allem, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Das »Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung« wurde im Jahr 2000 endlich Gesetz. Seither sind »körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen« unzulässig. Dabei stand nicht die Strafverfolgung prügelnder Eltern im Vordergrund – dafür gab es schon zuvor die nötigen Paragrafen. Vielmehr ging es dem Gesetzgeber um die ethische Bedeutung: um einen respektvollen Umgang zwischen Erwachsenen und Kindern, um Aufklärung, um Prävention und Hilfe in Krisensituationen. Der Deutsche Kinderschutzbund, der mehr als zwei Jahrzehnte für dieses Gesetz gekämpft hatte, sah sich nun in der Pflicht, Eltern dabei tatkräftig zu unterstützen. Auf der Grundlage eines in Finnland schon in den achtziger Jahren entstandenen Konzepts entwickelte Paula Honkanen-Schoberth, gebürtige Finnin und Chefin des Aachener Kinderschutzbunds, ein eigenes Kursprogramm der »anleitenden Erziehung«. Außerdem ein Handbuch für die Schulung von Multiplikatorinnen. Mit seinem Schneeballsystem konnte »Starke Eltern – starke Kinder«, gefördert vom Bundesfamilienministerium, inzwischen bundesweit Kreise ziehen. Allein im vergangenen Jahr haben rund 20000 Eltern den Kursus besucht. Und das seien nicht nur »hoch motivierte Mittelschichtseltern« gewesen, sagt Katharina Abelmann-Vollmer, die zuständige Leiterin beim Kinderschutzbund in Hannover. Dabei spielt auch der Preis eine Rolle. Die 420 Ortsverbände des Kinderschutzbundes bemühen sich überall um öffentliche Mittel, um Stiftungsgelder oder private Sponsoren. Sie können deshalb Starke Eltern – starke Kinder oft preiswert, manchmal sogar kostenlos anbieten, zum Beispiel in Familienbildungsstätten, Volkshochschulen, und Kindergärten. In Gütersloh etwa zahlt das Jugendamt, ebenso im niedersächsischen Burgdorf, das damit Gewalt in Familien vorbeugen will. Es gibt Kurse für Alleinerziehende, für Väter oder speziell für türkische Eltern. »Brauchen können das alle«, sagt Abelmann-Vollmer. Ähnlich wie Step setzt auch Starke Eltern – starke Kinder an zehn bis zwölf Abenden auf die praktische Übung bewährter Kommunikationstechniken, auf die Auseinandersetzung mit eigenen Wertvorstellungen und dem Alltagswissen, die das persönliche Erziehungsverhalten prägen. Jeder Gruppenabend steht unter einem eigenen Motto. Zusammengenommen umreißen die zwölf Leitsätze recht genau, um was es den Kinderschützern geht. Zum Beispiel heißt das Motto für den siebten Abend: »Keiner kann für den anderen dessen emotionale Probleme lösen.« Für den neunten Abend: »Verändere zuerst dein Verhalten und erwarte nicht, dass der andere den ersten Schritt tut.« Oder für den zehntenAbend: »Je mehr Macht du in einer Konfliktsituation anwendest, desto weniger bleibenden Einfluss hast du auf den anderen!« Die Kursleiter sind angehalten, an den positiven Erziehungsleistungen der Eltern anzusetzen, also »ressourcenorientiert« zu arbeiten und dabei den Teilnehmern ein Vorbild für den Umgang mit ihren Kindern zu geben. Dazu passend heißt das Motto des ersten Abends: »Achte auf die positiven Seiten deines Kindes!« Ansonsten haben die Trainer – es sind meist Erzieherinnen, Lehrer, Sozialpädagogen – alle Freiheiten. Sie können mehr praktische als theoretische Schwerpunkte setzen und umgekehrt, je nach Bedarf. Auf diese Weise passe sich der Kurs verschiedenen sozialen Zielgruppen an, sagt Urheberin Paula Honkanen-Schoberth. Er öffne die Augen für Probleme, könne die Hemmschwelle senken, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn kein Elterntraining kann eine Therapie ersetzen, wenn hinter den Erziehungsschwierigkeiten tatsächlich schwerwiegende Beziehungs- und Bindungsprobleme stecken. Die Kinderschützer wollen Familien helfen, die unter großem Druck stehen. Arbeitslosigkeit oder Arbeitsüberlastung können die Gründe sein, Geldsorgen und beengte Wohnverhältnisse, Alkohol- oder Drogenprobleme, Trennung oder Scheidung – je größer die Not der Eltern, desto größer die Gefahr, dass sie ihre Kinder mit Ohrfeigen, mit Beschimpfungen und anderen Demütigungen traktieren. Weil sie selbst überfordert sind und die Kontrolle verlieren. Oder weil sie Formen psychischer Gewalt gar nicht als solche erkennen, sie für ganz normale Erziehungsmittel halten. Solche Missinterpretationen finden sich etwa in der Evaluationsstudie der Fachhochschule Köln, die klären sollte, welche Lehren Teilnehmer aus dem Kursbesuch von Starke Eltern – starke Kinder gezogen haben. Erziehen sie danach anders? Da glaubt zuvor etwa eine Mutter, sie habe nur Grenzen gesetzt, wenn sie ihre zu spät kommende Tochter für längere Zeit im Zimmer einsperrt. Eine andere Mutter gibt vor Kursbeginn an, sie lasse ihre Tochter in Ruhe, wenn sie ungezogen sei, und gebe ihr Zeit, sich wieder zu fangen; die betreffende Zwölfjährige allerdings sagt: »Wenn meine Mutter auf mich böse ist, dann redet sie manchmal tagelang nicht mit mir. Ich versuche dann, besonders nett zu sein, damit die Stimmung besser wird.« Beide Mütter hatten erklärt, sie seien entschieden gegen Gewalt in der Erziehung. Als entwürdigend oder missachtend hätten sie ihre eigenen Handlungsweisen nie eingestuft. Nach dem Kursbesuch war das anders. Die Kölner Studie zeigt, dass die Eltern »in hohem Maße dafür sensibilisiert waren, missachtende Verhaltensweisen bei sich zu erkennen und seltener zu praktizieren«, wie Sigrid Tschöpe-Scheffler schreibt. Als wenig erfolgreich aber erwies sich Starke Eltern – starke Kinder in den Punkten Verbindlichkeit und Konsequenz. Folgendes Fallbeispiel wurde den Eltern in der Studie vorgelegt: »Ihre beiden Kinder (11 und 9 Jahre) wollen gemeinsam in einem Kinderzimmer übernachten. Zuerst spielen die beiden friedlich und richten sich dementsprechend ein. Plötzlich beginnt ein Streit, da der eine noch lesen möchte, der andere aber schon gerne schlafen will. Der Streit wird immer heftiger und der 11-Jährige erscheint weinend im Wohnzimmer. Wie reagieren Sie?« Vor dem Kurs wählten 56 Prozent die Antwort: »Sie sagen energisch: ›Wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann geht eben jeder wieder in sein eigenes Zimmer.‹« Nach dem Kurs hielten nur noch 27 Prozent diese Reaktion für richtig – ein Lernerfolg, der keineswegs beabsichtigt war. Offenbar hatten sich einige Eltern an die in anderem Zusammenhang gegebene Empfehlung gehalten, »Wenn-dann-Drohungen« möglichst zu meiden. Sie hatten ihr neues »Rezeptwissen« angewendet. Ein warnendes Beispiel dafür, sagt Tschöpe-Scheffler, was passiert, wenn man Eltern »zu enge regelhafte Verhaltensverknüpfungen vorgibt«. Vor allem engagierte Mütter und Väter, die ein fürsorgliches, liberales Verhältnis zu ihren Kindern schon mitbringen, reagieren beim Thema »Sinnvolle Disziplin« besonders ängstlich. Das hat auch Step-Trainerin Silke Hendricks festgestellt. Darf man überhaupt strafen? Wenn ja – wie? Geht es auch ohne? Und wie kann ich mich trotzdem durchsetzen? Step setzt weder auf Strafen noch auf Belohnungen. Stattdessen beschäftigt sich das Programm ausführlich mit dem Thema »Konsequenzen«. Davon gibt es zwei Sorten, zum einem die »natürlichen«, die sich von selbst ergeben, die man seinen Kindern nur zumuten muss: Wenn Matthias keine Regenjacke anzieht, wird er nass werden. Zum zweiten die »logischen« Konsequenzen, die die Eltern schaffen müssen und ankündigen sollten und die sich direkt auf das falsche »Verhalten« des Kindes, nicht etwa auf das Kind selbst beziehen: Wenn Nicola freihändig Rad fährt, obwohl es gefährlich ist, muss sie morgen zu Fuß zu ihrer Freundin gehen; übermorgen darf sie’s dann wieder probieren und sich neu entscheiden – innerhalb der von den Eltern gesetzten Grenzen. »Aber wenn der Junge dann nass in der Schule sitzt und drei Wochen krank ist?«, fragt eine Hamburger Mutter im Sülldorfer Gemeindehaus. Silke Hendricks kennt die Einwände. Und sie kennt auch genügend Kinder, denen die Mutter lieber die Jacke, das Butterbrot, die Hefte hinterherträgt. »Wer sagt denn, dass es immer so ablaufen muss? Wenn er das einmal erfahren hat, wird er nächstes Mal zurückkommen und die Jacke anziehen. Sie müssen’s bloß aushalten!« Darum geht es heute auch im Triple-P-Kurs: Ums Aushalten und um den »Umgang mit Problemverhalten«. Es ist der dritte und damit vorletzte Abend dieses Elterntrainings, das in Australien entwickelt und inzwischen in verschiedene Sprachen übersetzt wurde. In Deutschland ist es vor zwei Jahren vor allem durch einen Artikel in der Zeitschrift GEO populär geworden und hat bisher rund 30000 Familien erreicht. Auf den ersten Blick könnte man die Veranstaltung mit Step verwechseln. Auch hier die Videos, auch hier das Lehrmaterial, Mineralwasser und Tee, diesmal in einem Gemeindehaus im Hamburger Stadtteil Hoheluft. Vorne im Halbkreis die Trainerin mit sanfter, ruhiger Stimme. Sie heißt Barbara von Dehn Tretow, ist Psychologin und selbst Mutter eines Neunjährigen und einer Vierjährigen. Auf dem Bildschirm erscheint der Kopf von Matt Sanders, dem Erfinder von Triple P, einem kompakt wirkenden Mann mittleren Alters. Er ist Psychologieprofessor und Verhaltenstherapeut an der Universität von Queensland. Schnell und eindringlich spricht er, als läse er den Text vom Teleprompter ab. Er hat den Eltern viel zu sagen, sehr viel. Sie haben ihm schon an den vorangegangenen Abenden mehrfach zugehört. Dazwischen, in kurzen Schnitten, australische Familien in idealtypischen Spielszenen und weiße Merksätze auf blauem Hintergrund. Jetzt sieht man, wie eine Mutter ihren Sohn diszipliniert. Er hatte immer weiter auf der Flöte geblasen, während sie telefonieren wollte. Nun ist es genug. »Du hast nicht getan, was ich dir gesagt habe! Los, geh jetzt für zwei Minuten auf den Stillen Stuhl!« Das ist im Film ein Hocker wenige Meter entfernt. Die Mutter bleibt ruhig. Der Junge geht, protestiert nicht. Empfohlenes Alter: 18 Monate bis 10 Jahre. Wenig später die Videodemonstration der »Auszeit«, die empfohlen wird bei »schwerwiegendem Problemverhalten«, oder wenn ein Kind auf dem »Stillen Stuhl« nicht ruhig geblieben ist. Wieder handelt die Mutter überlegt und entschieden. Diesmal führt sie das Kind in einen anderen Raum, der »sicher, uninteressant, hell und gut durchlüftet« sein soll. Dort muss es nun bis zu fünf Minuten absolut Ruhe bewahren, notfalls bei geschlossener Tür. »Sie müssen auf Sturm vorbereitet sein, auf Treten, Kreischen oder Schreien. Bemühen Sie sich, standhaft zu bleiben«, mahnt Sanders. Die Auszeit beginnt erst, »wenn jeglicher Lärm und Protest aufgehört hat«. Im Film geht das erstaunlich schnell. Empfohlenes Alter: zwei bis zehn Jahre. Die Auszeit sei eine »positive Strategie«, sagt Matt Sanders. Sie fordere vom Kind Selbstkontrolle und verlange von den Eltern, ruhig zu bleiben. »Schrecklich!« – »Unrealistisch!« – »Bei uns klappt das nie!« Die Eltern im Halbkreis reagieren skeptisch. Ein Vater erzählt, früher im Internat habe sich derjenige, der die Schweigezeit vorm Essen gebrochen habe, an die Wand stellen müssen, vor allen anderen. Die Trainerin findet die Szenen im Film auch »unglücklich«. Entscheidend sei jedoch die Vorbereitung: Stiller Stuhl und Auszeit sollen in einem ruhigen Moment vorher mit dem Kind genau besprochen und nur geplant eingesetzt werden. Das Kind muss wissen, was kommt, und auch, dass anschließend die Sache erledigt ist. Im Übrigen, sagt die Kursleiterin, entscheide jeder für sich, ob er das ausprobieren wolle. »Wendet all die anderen Dinge vorher an, dann kommt es gar nicht erst so weit.« Die anderen Dinge sind 15 weitere »Erziehungsstrategien« für Kinder zwischen null und zwölf, die vom »Beschreibendem Lob« über das »Aufstellen von Familienregeln« bis zu den »Logischen Konsequenzen« reichen. Triple P ist in Deutschland umstritten. Zugrunde liegt dem Trainingsprogramm ein vorwiegend verhaltenstherapeutisches Konzept, systematisch wird das Prinzip der Konditionierung angewendet: gezieltes Lob, Punktekarten und kleine Belohnungen für Wohlverhalten, sofortige und geplante Konsequenzen für Fehlverhalten. Maßnahmen wie den Stillen Stuhl und die Auszeit, die aus der Behandlung schwer verhaltensgestörter Kinder stammen und dort als sinnvolle Alternative gelten, bevor die Eltern womöglich zuschlagen, empfiehlt das Programm auch für ganz normale Alltagssituationen. Triple P könnte strikte, dressurähnliche Erziehungshaltungen begünstigen, fürchtet etwa der Psychologe und Buchautor Günther Deegener aus dem Saarland. Auch Katharina Abelmann-Vollmer vom Deutschen Kinderschutzbund sagt: »Mit unseren Zielen ist Triple P nicht zu vereinbaren.« Tatsächlich lässt dieses Erziehungsprogramm für Spontaneität und für Einfühlungsbereitschaft in kindliche Motive weniger Raum als Step oder Starke Eltern – starke Kinder. Von Müttern und Vätern fordert es große Selbstdisziplin. Wenn sie im Arbeitsbuch blättern, finden sie dort Checklisten, Aktivitätenpläne, Verhaltenskurven; distanziert wie Therapeuten sollen sie ihr Kind beobachten. Sie sollen Buch führen, stets konsequent und planmäßig vorgehen, notfalls mit der Stoppuhr in der Hand. Das liegt nicht jedem. »Ein bisschen mehr Menschlichkeit und Augenzwinkern« wünscht sich Günther Deegener. Andererseits sind es gerade diese konkreten Empfehlungen für den Alltag, die sich manche Eltern erhoffen. Vor allem in den »Kleinen Helfern«, einer Lose-Blatt-Sammlung zu Themen wie etwa Schlafen, Wutanfälle, Aufräumen, geeignet für Kinder bis zu zwölf Jahren, finden sich detaillierte Handlungsvorschläge für alle Erziehungslagen. »Marke Kochrezept«, sagen die Kritiker. »Quadratisch, praktisch, gut«, sagt Trainerin Barbara von Dehn Tretow und meint das durchaus positiv. Sie setzt in ihren Kursen besonders darauf, dass sich die elterliche Wahrnehmung verändert. Wer seinem Kind vor allem dann Zeit widmet, wenn es nervt und am Ende sogar Süßigkeiten direkt vorm Mittagessen rausrückt, damit endlich Ruhe ist, darf sich nicht wundern, wenn das Quengeln und Schimpfen weiter eskaliert. Wer dagegen mithilfe von Verhaltenstagebüchern lernt, Zeit, Aufmerksamkeit und Lob auf die erwünschten Verhaltensweisen seines Kindes zu lenken, kann die Negativspirale meist schnell stoppen. Diesen bewussten Perspektivenwechsel erleben Eltern mitunter wie einen Zaubertrick. »Es dreht den Blick um!«, sagt Birgit U., deren Kursbesuch schon ein paar Wochen zurückliegt. »Ich war vorher nur noch genervt und fühlte mich gefangen in diesem ständigen Streit.« Das Punktesammeln auf einer Karte fanden ihre Söhne Alexander, 8, und Max, 6, ganz wunderbar. Seither ziehen sich die beiden morgens ohne Murren alleine an und sitzen pünktlich am Frühstückstisch – obwohl die Sache mit den Punkten längst eingeschlafen ist. Sogar den Stillen Stuhl hat Familie U. schon mehrfach angewendet, wenn es wieder »Trara am Tisch« gab. Allerdings auf ihre eigene Weise – und erfolgreich. »Ich bin so aufgeregt, ich muss jetzt mal auf den Stillen Stuhl«, hat Max neulich gefordert, »stell mal den Wecker, Mama!« Nein, zwanghaft abarbeiten dürfe man die Empfehlungen nicht, sagt Birgit U. Die Videos findet sie »befremdlich«, die Familien darin »antiquiert« und »eher zum Lachen«. Doch so schlicht ihr manche Ratschläge anfangs erschienen, in der Praxis haben sie sich bewährt. Etwa der Tipp, »klare, ruhige Anweisungen« zu geben. »Ich schimpfe jetzt nicht mehr ›Benimm dich!‹, sondern formuliere genauer: ›Sei bitte ruhig, wenn ich mit deinem Lehrer rede.‹ Das klappt viel besser.« Die knappen zeitlichen Vorgaben haben Methode bei Triple P. »Es ist ein konzentriertes Lernprogramm und keine Selbsterfahrungsgruppe«, sagt Barbara von Dehn Tretow. An die vier Gruppensitzungen schließen sich nochmals vier 20-Minuten-Telefonate mit der Gruppenleiterin an, zur individuellen Beratung. Der Preis variiert, je nachdem, in welchem Zusammenhang die Kurse angeboten werden. Einige Organisationen wie die Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt unterstützen das Programm. Bei privaten Trainern allerdings zahlt ein Elternpaar bis zu 240 Euro. Besonders gut versorgt mit kostenlosen Kursen ist derzeit die Stadt Braunschweig. Der Psychologe Kurt Hahlweg, der das australische Programm nach Deutschland geholt hat, betreibt an der dortigen TU seit 2001 ein großes Forschungsprojekt an 34 Kindertagesstätten mit 280 Eltern: Wie wirksam ist Triple P zur Prävention von Verhaltensproblemen?, fragt der Wissenschaftler. Bisher bestätigen die Ergebnisse der Langzeitstudie die guten Resultate aus dem Ausland. Rund 80 Prozent der Eltern fanden das Training hilfreich. Sie geben an, dass sich die Beziehung zum Kind und dessen Verhalten gebessert hätten. Und rund 40 Prozent sagen, dass ihre Partnerschaft ebenfalls davon profitiert habe. Interessanter noch erscheint eine zweite Frage: Wie lassen sich auch sozial benachteiligte Familien erreichen? Dazu hat man herausgefunden, dass sich mit einer »Leistungsentschädigung« von 100 Euro die Teilnehmerquote unter solchen Familien, die man gezielt angesprochen hat, von immerhin 30 Prozent (ohne Kursgebühr) auf 50 Prozent (mit Prämie) steigern lässt. Derzeit finanzieren Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Stiftungsgelder das Projekt. Fragt sich nur, wer solche Prämien auf Dauer bezahlen soll. Auf die Bewertung ihrer Programme legen Step, Starke Eltern – Starke Kinder und Triple P großen Wert; mit guten Ergebnissen lässt sich nicht nur werben, sie dienen auch zur Abgrenzung gegenüber anderen Trainingskonzepten. Das Erziehungsprogramm PEP4Kids etwa stammt von dem ehemaligen Triple-P-Trainer und Psychologen Joachim Lask, der sich in das enge Korsett, das die Urheber in Queensland ihren lizenzierten Mitarbeitern anlegen, nicht mehr einpassen wollte. Er hat das australische Original leicht modifiziert, um weltanschauliche Aspekte ergänzt und neue Videos gedreht. Nun wirbt er auf eigene Faust um Kunden. Von Lask stammt der Satz, ein Erziehungskurs sei eine Art »Konfirmation«; eigentlich wüssten die Eltern schon alles, der Kurs aber verhelfe ihnen zu neuer Gewissheit und Entschlossenheit. Ist es am Ende vielleicht gar nicht so entscheidend, welche einzelnen Strategien ein Elternkurs empfiehlt? Werden sich Eltern nicht aus jedem Konzept auf Dauer nur das aneignen, was zu ihnen und der Familie passt? Kann es sein, dass das ernsthafte Nachdenken über Erziehung, der Austausch und das Gespräch mit anderen am meisten weiterhilft? Und ohne Training vielleicht nicht gelungen wäre? Verena und Daniel K. wollen jedenfalls diesen Austausch nicht mehr missen. Einmal im Vierteljahr werden sie sich weiterhin mit Silke Hendricks und der Step-Gruppe treffen. Es läuft jetzt viel entspannter mit Nick und Jette, und Situationen, die Verena K. »noch vor ein paar Monaten um die Ohren geflogen wären«, gehen heute ohne Geschrei ab. »Ich trete den Kindern viel sicherer gegenüber«, sagt sie. Bei ihrem Mann, der zu Hause bleiben musste, während die Frau Erziehen übte, klappt das noch nicht so gut. Er hat sich nun auch zum Step-Kurs angemeldet. Den Vorsprung einholen.

Hauptsache,sie pariieren.

DIE ZEIT 44/2004 Sie sind auf der Palme Lukas, 5, und Moritz, 8, über ihre Eltern DIE ZEIT: Eure Eltern gehen seit einiger Zeit zu einem Erziehungskurs. Haben die sich verändert? Lukas: Nee, nicht dass ich wüsste. Den stillen Stuhl haben wir auch schon mal bei Matthias und Enno gemacht. Ich zeig dir mal ein Foto von Matthias und Enno. ZEIT: Wie findet ihr den stillen Stuhl? Lukas: Doof. Der steht in der Küche, und auf den muss man sich setzen, wenn man nicht auf die Eltern hört. Der heißt stiller Stuhl, weil man so leise darauf sein muss. Man hat drei Chancen. Wenn man es ein viertes Mal probiert, dann hat man die Auszeit, in Mamas und Papas Schlafzimmer. Da muss man dann zwei oder vier Minuten warten. Die Tür ist auf, aber man darf nicht rausgehen. Und wenn man dann immer noch nicht aufhört, dann wird der Wecker zurückgedreht. Dann fängt die Zeit wieder von vorne an. Manchmal geht man aber auch ins Kinderzimmer, und wenn die kommen, um uns zu holen, dann merken die, dass wir nicht mehr da sind. ZEIT: Und dann? Lukas: Gibt’s ein Gewitter. ZEIT: Und wie findet ihr das Punktesammeln? Moritz: Gut. Da kriegt man Punkte, wenn man den Tisch gedeckt hat oder sich jeden Tag selber angezogen hat. Und wenn man 15 Punkte hat, dann kriegt man ein Spielzeugauto. ZEIT: Und warum war gestern die Hölle los? Moritz: Wir haben uns mit der Socke gehauen, die ist so dick mit einer anderen Socke drin, die rund ist. Und wir haben uns mit einer Lakritzstange gejagt. Papa hat gesagt, dass wir aufhören sollen, und wir haben nicht aufgehört. Weil es Spaß gemacht hat. ZEIT: Und weil es auch lustig war, dass der Papa sich so aufgeregt hat? Lukas: Nein. Er hat mich ins Bett geschmissen und hat uns dann vorgelesen. Luki und ich haben aber immer noch weitergeärgert. Und dann hat Papa aufgehört zu lesen. ZEIT: Ihr wolltet Kalle Blomquist hören, und euer Papa hat dreimal gesagt, wenn ihr nicht aufhört, dann hört er auch auf vorzulesen. Und dann waren die Tränen da, und dann fandet ihr, Mama und Papa seien ganz blöd. Lukas: Und dann hab ich mich mit der Socke heimlich in Papas Arbeitszimmer geschlichen und wollte ihn auf den Kopf hauen, mit der Socke. Hat aber nicht funktioniert. Der hat meine Schritte gehört und gesagt: Du sollst jetzt ins Bett gehen. Ich bin dann schnell ins Bett gerast, und ich habe mich wieder zugedeckt und am Daumen rumgelutscht. ZEIT: Findet ihr das gut, wie eure Eltern mit euch umgehen? Moritz: Ja. Nur, die regen sich so häufig auf. Die sagen dann, wir bringen die auf die Palme. ZEIT: Was würdet ihr denn heute Abend gerne machen? Lukas: Bett abschrauben. ZEIT: Wann mögt ihr eure Eltern am liebsten? Moritz: Als Papa alleine weggefahren ist, da mochten wir Papa lieber, und als wir mit Papa nach Düsseldorf sind und Mama zu Hause aufgeräumt hat, da haben wir Mama ganz doll vermisst. Wie viele Fragen eigentlich noch? ZEIT: Okay, noch zwei. Wenn ihr etwas an euch verändern könntet, was wäre das denn? Lukas: Ich wäre gerne lieber ruhig, weil meistens bin ich so ganz durchgedreht. ZEIT: Und wenn du dir was wünschen könntest? Lukas: Dann würde ich gerne fliegen können, dann kann man Blumentöpfe von den Fensterbänken werfen. Das Gespräch führte Kerstin Kohlenberg

Mama ist lieb,wenn sie weg ist.

DIE ZEIT 44/2004 Heute wird gekegelt, kommt! Wer Hilfe am nötigsten hat, ist durch Elternkurse oft nicht zu erreichen. Mit dem Programm Opstapje werden sozial benachteiligte Familien angesprochen Von Iris Mainka Die kleine Straße zählt nicht zu den schönsten im Bremer Stadtteil Hemelingen. Die zwanzig, dreißig Sozialwohnungen kleben aneinander und sind flach wie Garagen. Durch die Fenster fällt wenig Licht, die Wände haben Stockflecken. Hier wohnt Wibke S., Ende zwanzig, alleinerziehend, vier Kinder. Ihre Älteste, 12 Jahre alt, lebt im Heim; die drei Jungs, 7, 6 und 4, teilen sich mit ihrer Mutter und deren Lebensgefährten die drei Zimmer zu ebener Erde. Es geht um Marcel, den Jüngsten. Seit einem dreiviertel Jahr bekommt er einmal die Woche Besuch von einer Sozialarbeiterin. Opstapje – Schritt für Schritt heißt ein in den Niederlanden entwickeltes »präventives Frühförderprogramm«, das derzeit in Bremen und in Nürnberg erprobt wird. Marcel freut sich darauf, denn die nächste halbe Stunde steht er im Mittelpunkt. Und seine Mutter. Die beiden sollen lernen, miteinander zu reden, zu spielen, zu lachen. Selbstverständliche Dinge, eigentlich. Aber nicht für jeden. Aufgewachsen in einer Pflegefamilie, hat Wibke S. nach einer Lehre als »Hauswirtschaftlich-technische Betriebshelferin« – sie sagt das stolz – unter anderem in einer Nähstube gearbeitet. Heute lebt sie von Sozialhile. Auch ihr Partner ist arbeitslos. Kurze Hausbesuche, einmal pro Woche, zu fester Uhrzeit Es falle Wibke nicht leicht, ihren Kindern Nähe und Geborgenheit zu geben, sagt Birte Brandt vorsichtig, die Besucherin, die jeden Mittwoch um zehn klingelt. Sie ist eine junge Laienhelferin, die für diese Art von Sozialarbeit gezielt geschult wurde. Auf den ersten Blick wirkt es, als käme eine Freundin zur Tür herein. Umarmung, Geplauder. Doch schnell übernimmt Birte Brandt die Regie, packt Plastikflaschen aus, fordert Marcel auf, den Ball zu holen. »Heute wird gekegelt, kommt! Draußen vor der Tür, da scheint die Sonne. Stellt die Flaschen auf, ja, im Dreieck, Marcel, nun probier mal, nein, nicht so dicht dran, du musst schon genau hingucken und zielen!« Marcel ist unkonzentriert, tritt mit dem Fuß gegen den Ball. Seine Mutter zieht weiter an ihrer Zigarette, plötzlich nimmt sie den zugewandten Tonfall der Besucherin auf: »Komm, einmal noch, gleich darfst du wieder mit dem Fuß – ja, so war’s gut!« Am Mittwoch zuvor haben die drei durchsichtige Folien ans Fenster geklebt, schön bunt, damit Marcel übt, die Farben zu benennen und mit der Schere umzugehen. Das Kegeln heute soll die Hand-Augen-Koordination schulen. Das würde Birte Brandt wohl anders ausdrücken, weil es sonst so hochgestochen klingt. Niemand soll abgeschreckt werden, an Opstapje teilzunehmen. Das Spiel- und Lernprogramm für Zwei- bis Vierjährige und deren Eltern wendet sich an jene, die aus eigenem Antrieb nicht nach Rat und Hilfe bei der Erziehung suchen. Da darf die Schwelle nicht zu hoch sein. Und da muss das her, was die Fachleute eine »Gehstruktur« nennen: Kurze Hausbesuche einmal pro Woche zu fester Uhrzeit; Dinge, die gebraucht werden, bringen die Besucherinnen mit, etwa Bilderbücher, Ball, Bauklötze, Puzzle, Musikkassetten. Das Material kostet die Eltern nicht mehr als sieben Euro im Monat und gehört dann den Familien. Außerdem erhalten sie jedes Mal ein Blatt mit Aufgaben und Spielideen, zum Einheften. Die Texte sind einfach formuliert, in großer Schrift gedruckt, sie geben klare Handlungsanweisungen, denn natürlich soll es nicht bei der halben Stunde Besuchsspielzeit pro Woche bleiben. Dazu Hausaufgaben für Mütter oder Väter: »Nehmen Sie drei Löffel, drei Knöpfe, drei Wäscheklammern, drei Würfel. Lassen Sie ihr Kind alles sortieren…« Die drei Laienhelferinnen, die in Bremen insgesamt 45 Familien in drei Stadtteilen betreuen, stammen selbst aus sozial benachteiligten deutschen Familien, aus Migrantenfamilien. Gerade das schafft Zutrauen. Birte Brandt ist gelernte Friseurin, Mutter einer achtjährigen Tochter und lebte vor ihrem 18-Stunden-Job bei Opstapje auch von Sozialhilfe. Aber anders als ihre Klienten geht sie sicher und einfühlsam mit Kindern um, aus ihrer Arbeit in der Drogenberatung bringt sie einiges an Lebenserfahrung mit. Manchmal aber reicht das nicht. Dann, wenn in den Familien eine gezielte therapeutische Hilfe erforderlich ist. Bisweilen fehle den Laienhelferinnen die professionelle Distanz, sagt Roswitha Schneider, die für das Bremer Rote Kreuz das Projekt Opstapje koordiniert. Zu sehr ließen sie sich in Sucht- oder Schuldenprobleme hineinziehen, sich belügen oder ausnutzen. In solchen Fällen ist die Sozialpädagogin Schneider selbst zur Stelle. Opstapje begleitet eine Familie zwei Jahre lang und soll Erziehungsfehlern und kindlichen Verhaltensstörungen vorbeugen. Es ist kein Multiproblemlösungs-Programm, aber es kann für die Familien der erste Schritt sein, überhaupt Hilfe anzunehmen. Beim Kinderarzt, in der Kita, im »Haus der Familie«, bei Wohnungsbaugesellschaften, bei Schuldnerberatungsstellen, bei der Kirche oder sogar bei Aldi – überall informiert Roswitha Schneider über das Projekt, spricht Mütter an und versucht, auf diesen Wegen geeignete Teilnehmer zu gewinnen. Viele ausländische Familien reagieren aufgeschlossen, weil sie sich für ihre Kinder sprachliche Förderung erhoffen. Aber gerade deutsche Eltern haben Angst, sich »reinreden zu lassen« oder bei Unzulänglichkeiten oder Fehlern ertappt zu werden. Meist gibt sich diese Scheu nach den ersten Besuchen. Die Laienhelferinnen loben die Mütter, bestärken sie, anstatt wortreich zu belehren. Mit Erfolg, heißt es beim Deutschen Jugendinstitut in München, das den Modellversuch wissenschaftlich begleitet. Demnach profitieren die Kinder von Opstapje und schließen in der Entwicklung zu ihren Altersgenossen auf.

Ei,die dei,wie komme ich darauf,dass die Paedagogin die Betreuten wie geistig Behinderten behandelt.

Proteste und Fragen bitte an hbss@hbss.de






















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